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Hypnosetherapie – Was Sie In Der Praxis Davon Erwarten Können 2023

Hypnosetherapie – In Trance gegen Schmerzen und Ängste
Hypnosetherapie ist ein altes Werkzeug der Psychotherapie, das noch nicht so richtig im Alltag vieler Patienten und Ärzte angekommen ist. Dabei bietet die Hypnose das einzigartige Potenzial, Schmerzen, Ängste und Depressionen von Betroffenen rasch zu lindern. Wir haben untersucht, ob Hypnose Ihre Probleme beseitigen kann.
Kommt Ihnen Hypnose etwas dubios vor?
Hypnose wurde vom wissenschaftlichen Beirat der Psychotherapie schon vor mehr als 15 Jahren als wirksame Methode anerkannt. Insbesondere die Behandlung von Schmerzen und Ängsten ist laut eines Artikels des Deutschen Ärzteblattes[1] erfolgreich. Doch noch immer sind die Menschen äußerst skeptisch und Therapeuten wird die Zusatzausbildung nicht angeboten.
In diesem Beitrag blicken wir auf die Hintergründe der Hypnose. Wie diese auf einzigartige Weise helfen kann, das Gehirn so zu programmieren, dass Schmerzen weniger wahrgenommen werden oder das Selbstbewusstsein gesteigert wird. Die Informationen zu Hypnotisierbarkeit, Kosten und etwaigen Risiken sollen dazu beitragen, der Hypnosetherapie als Ersatz- oder Zusatztherapie mehr Relevanz zu verleihen.
Wie kann Hypnosetherapie im medizinischen Bereich helfen?
Hypnose ist in vielen Fällen eine ernstzunehmende Option. Entweder als begleitende Maßnahme zu weiteren Verfahren und Behandlungen der Therapie, oder als Lösungsweg in Fällen, die nicht gut auf die herkömmlichen Behandlungsverfahren ansprechen. Einige Menschen interessieren sich zudem für die als natürlicher empfundene Hypnose als Alternative zu Methoden, die auf den Einsatz von pharmazeutischen Substanzen mit Nebenwirkungen setzen.
Wirksame Ergänzung oder Alternative zur Psychotherapie?
Besonders viele positive Studien und Berichte gibt es zur Hypnose als Schmerztherapie, sowohl bei akuten[2] als auch bei chronischen[3] Schmerzen. Gerade in diesen Fällen stößt die konventionelle Medizin häufig an ihre Grenzen. Zudem belasten dauerhaft eingenommene Schmerzmittel durch teilweise starke Nebenwirkungen. Viele Schmerzpatienten könnten von Hypnose deutlich profitieren. Weitere Behandlungsfelder, in denen die Hypnose positive Ergebnisse hervorbringen kann, sind Angstzustände, Ängste[4] und Phobien, Depressionen[5], Magen-Darm-Beschwerden wie das Reizdarmsyndrom[6] oder Schlafstörungen.
Hypnose – Brücke zum Unterbewusstsein
Die meisten denken bei Hypnose vermutlich gleich an die Show-Hypnose im Fernsehen. Doch wie der vorherige Abschnitt zeigt, ist Hypnose weit mehr als nur ein billiger Unterhaltungstrick. Die Hypnotherapie kann dann wirksam sein, wenn alle anderen Mittel versagen, zu teuer sind oder starke Nebenwirkungen nach sich ziehen. Sie hilft Menschen mit Schmerzen und Ängsten dann, wenn diese nur noch wenig andere Hilfe erwarten können. Sie schafft das über den Zugang zum Unterbewusstsein.
Was ist Hypnose?

Mit Hilfe der Hypnose versetzen Ärzte oder Psychotherapeuten Patienten in einen tranceartigen Zustand. Je nach Methode nutzen die Spezialisten unterschiedliche Techniken und Werkzeuge, um den Patienten zu begleiten, den Zustand der Trance zu erreichen und diesen Zustand während der Sitzung aufrechtzuerhalten. Durch diesen Zustand hat der Patient die Möglichkeit, ungehindert mit Glaubenssätzen und Verhaltensmustern zu arbeiten, die bei vollem Bewusstsein unter einer undurchdringlichen Decke aus Gedanken, Gefühlen, Ängsten und Bedenken versteckt bleiben. Damit bietet die Hypnose einmalige Chancen bei der Behandlung zur Raucherentwöhnung, Schmerzbewältigung, Schlafstörungen oder Übergewicht.
Die Auswirkungen der Hypnose
Die Auswirkungen der Hypnotherapie können aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden: Es gibt die unmittelbaren Folgen, die sofort bei der Hypnose eintreten und die mittelbaren Folgen, die über einen längeren Zeitraum ihre Wirkung entfalten.
Zu den sofortigen Folgen einer erfolgreichen Hypnose-Sitzung gehört Entspannung. Häufig ist die Hypnose von einer tiefen Entspannung gezeichnet, die hilft, Stress und Angst beim Patienten zu mindern. Nützlich für die Therapie ist auch die Veränderung des Bewusstseinszustands, das Erreichen einer Trance. Solche Trancezustände können es Patienten erlauben, besser ihr Unterbewusstsein wahrzunehmen. So entsteht die Chance, durch den Trancezustand Verhaltens- und Denkmuster zu entdecken und anders wahrzunehmen.
Mittelfristig ist das Ziel der Hypnose die Veränderung der störenden Verhaltensmuster, die durch die neue Betrachtung der eigenen Muster und die Beschäftigung mit dem Unterbewussten angestoßen werden. Zwei positive Beispiele aus der Medizin sind die Verbesserung des Selbstbewusstseins und die Reduktion von Schmerzen. Patienten können durch Hypnose vermehrt ihre Stärken und Fähigkeiten erkennen und gleichzeitig Ängsten und Unsicherheiten weniger Aufmerksamkeit schenken.
Wie die Hypnotherapie funktioniert

Die Hypnoseforschung steht erst am Anfang und die Hypnosesitzung gehört zu den Therapieformen, die erst langsam Einzug in die Praxis der Psychotherapeuten finden. Ein Grund ist vermutlich, dass diese Heilmethode besonders starkes Vertrauen in den Psychotherapeuten erfordert, weil Patienten sich verletzlicher fühlen. Wenn es um die Wirkung der Therapie geht, dann kann Hypnose aber eine echte Alternative oder lohnende Ergänzung zu herkömmlichen Therapieformen sein. Mediziner interessieren sich dafür, was genau die Hypnose mit dem Gehirn macht.
Eine systematische Zusammenfassung aus dem Jahr 2022 hat sich die Mühe gemacht, alle verfügbaren Studien zum Thema Hypnose und Veränderung der Gehirnaktivität zusammenzutragen und auszuwerten. Die Autoren der Studie[7] fanden Hinweise auf funktionelle Veränderungen der Hirnaktivität. Verschiedene Messmethoden ergaben eine höhere Aktivität des Frontalhirns während der Hypnose, die Gehirnteile Insula und vorderer cingulärer Cortex hingegen zeigten eine geringere Aktivität. Welche Bedeutung das für die Behandlung in der Medizin hat, ist noch offen. Die Studie deutet aber an, dass Hypnose dazu in der Lage ist, Psychotherapie durch funktionelle Veränderungen im Gehirn zu unterstützen. Zudem fanden die Forscher auch Unterschiede in der Gehirnaktivität bei Menschen mit unterschiedlicher Hypnotisierbarkeit.
Hypnosetherapie kann bei diesen Krankheiten und Störungen helfen
Eine eindrucksvolle Metaanalyse fasst insgesamt 15 Studien zum Thema Hypnose-Therapie und Angstzustände zusammen. Nach Auswertung aller Daten stellten die Forscher fest, dass die Hypnosepsychotherapie eine durchschnittliche Verbesserung von 84 %[8] erwirkte. Zudem war durch die Daten evident, dass die Hypnose in Kombination mit bewährten Mitteln der Psychotherapie wirksamer war als alleine.
Auch verschiedene Arten von Schmerzen konnte der Hypnotiseur bei vielen Patienten verbessern oder beseitigen. Eine systematische Übersicht fand, dass Patienten mit guter Hypnotisierbarkeit eine Schmerzlinderung von 30-40 % erreichten[9]. Dabei war sowohl die direkte Anleitung in der Therapieform zur Schmerzlinderung wichtig, als auch der Grad der Hypnotisierbarkeit der Patienten.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen der Hypnosetherapie

Nennenswerte negative Nebenwirkungen der Hypnose gibt es nicht. Vielmehr gibt es einige positive Nebenwirkungen einer Hypnosetherapie. Hypnose ist einfach und kostengünstig einzusetzen. Viele Menschen berichten nach der Behandlung über ein besseres Gefühl sich selbst gegenüber, besseres Wohlbefinden oder ein gesteigertes Gefühl der Kontrolle über Schmerzen. Hypnose bietet ein sehr vorteilhaftes Nebenwirkungsprofil.
Wie immer in der Medizin hilft Hypnose nicht jedem und sollte von einem Spezialisten verordnet werden. Denn es gibt auch Fälle, die eine Hypnose kontraindizieren können. Zu diesen Erkrankungen gehören häufig Psychosen, Epilepsie, Abhängigkeiten oder bestimmte Persönlichkeitsstörungen, da die Hypnose Wahnvorstellungen verstärken kann, Epilepsie auslösen oder eine Verschlechterung der Symptome in diesen Fällen bewirken könnte.
Weitere Dinge die zu beachten sind
Wenn Sie bis hier gelesen haben, dann sind Sie jetzt vermutlich neugierig, wie Sie die Hypnose in Ihr Leben bringen können. Dafür haben wir nachfolgend einige Fakten dazu zusammengetragen, wer hypnotisiert werden kann, wo es einen verlässlichen Hypnotiseur gibt und wie viel eine Behandlung kostet.
Kann jeder hypnotisiert werden?
Wie gut sich eine Person hypnotisieren lässt, nennt man Hypnotisierbarkeit oder Suggestibilität. Fachleute teilen die Patienten hierzu in die Kategorien niedrig, mittel oder hoch ein. Das bedeutet, ein Patient gelangt entweder einfach in den hypnotischen Zustand, oder nur schwer. Die Hypnotisierbarkeit umschreibt auch, wie gut eine Person auf die Hypnose anspricht. Sie ist stark individuell und hängt beispielsweise vom Vertrauen der Behandlung und dem Arzt gegenüber, der Vorstellungskraft oder der Fähigkeit zur Entspannung ab.
Wie finde ich einen guten Hypnotiseur?

Bei der Deutschen Gesellschaft für Hypnose finden Sie eine Postleitzahlensuche. Auch die Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose bietet eine ausführliche Suchmaske zur Suche von Therapeuten. Dort können Sie beispielsweise Suchkriterien wie Behandlungsdauer oder Abrechnung über die Krankenkasse zur Eingrenzung der Suchergebnisse nutzen. Fragen Sie am besten Ihren persönlichen Arzt und Therapeuten, um relevante und verlässliche Vorschläge zu bekommen.
Wie viel kostet die Behandlung?
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie kostet eine Behandlung zwischen 80 und 150 Euro. Grundsätzlich werden Formen der Hypnose nur in Ausnahmefällen von der Krankenkasse übernommen. Ob sich der Antrag lohnt, klären Sie am besten vorab persönlich mit Ihrern Krankenkasse.
Fazit
Die Hypnose verfügt über ein hervorragendes[10] Kosten-Nutzen-Verhältnis und birgt kaum Risiken. Wichtig isti die Diagnose durch einen Spezialisten und dass Ihre Beschwerden zur Hypnose passen. Dann kann die Hypnose zusammen mit anderen Elementen der Therapie Ihren Erfolg verbessern. Sie ist auch besonders dann ein wertvolles Instrument der Medizin, wenn andere Anwendungsmöglichkeiten ausgeschöpft und zu teuer sind oder zu viele Nebenwirkungen haben.
Häufig Gestellte Fragen
Es ist eine Methode, die es dem Therapeuten und dem Patienten gemeinsam erlaubt, an Stellen des Bewusstseins vorzudringen, die unter normalen Umständen verborgen bleiben können. Daraus ergibt sich das große Potenzial für Heilung.
Unter welchen Umständen eine Krankenkasse wie die AOK die Kosten für eine Hypnosebehandlung übernimmt, sollten Sie am besten direkt bei der Krankenkasse erfragen.
Die Hypnosetherapie ist eine alleinstehende oder begleitende Behandlung, die aus mehreren Sitzungen besteht. Sie ist so geplant, dass sie Ihnen mit Ihren individuellen Voraussetzungen am besten hilft.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass Krankenkassen Hypnose übernehmen. Jede Krankenkasse hat eigene Regeln und bestimmte Voraussetzungen, die für diesen Fall erfüllt sein müssen. Daher wenden Sie sich am besten direkt an Ihre Kasse.
+ 10 sources
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